Die Angst vor dem Risiko
Wer heutzutage höhere Zinsen oder Renditen erzielen möchte, dem bleibt nur der Gang an die Börse. Und es scheint, als arbeite die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Strafzinsen für die Banken genau darauf hin. Wenn es für die Banken zu teuer wird Sparkonten anzubieten, wo soll das dann hinführen? EZB-Präsident Mario Draghi erklärte im April, dass die Sparer sich nach anderen Anlagemöglichkeiten umsehen könnten, statt sich über die niedrigen Zinsen zu ärgern. Doch für viele Menschen mit Sparguthaben ist schon der Begriff „Investment“ eine Horrorvorstellung. Denn viele konservative Sparer sind vor allem eines: sicherheitsorientiert. Zudem haben viele Menschen schon eine böse Erfahrung mit Aktien und ähnlichen Anlagen gemacht: sie haben Kapital verloren. Vor allem bei einem Börsencrash oder während einer Finanzkrise mussten sich viele unerfahrene Anleger, die sich durch die Investition in Aktien einen hohen Kapitalzuwachs erhofften, eines Besseren belehren lassen. Die Verluste gingen häufig in die oberen Zehntausend.
Anleihen bieten Kapitalschutz und Zinsgarantien
Grundsätzlich ist der Markt jedoch stabil und im Vergleich zum Aktienhandel bieten zum Beispiel Anleihen und Fonds einige grundlegende Merkmale, die den Einstieg in die chancenreiche Welt des Investments erleichtern. Diese beiden Anlagemöglichkeiten bieten einen höchstmöglichen Schutz des Kapitals, wenn es auch einige Zeit dauern kann, bis der Gewinn wirklich lukrativ ist. Anleihen gelten als risikoarme Anlagemöglichkeit. Dabei handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere. Im Grunde gewährt ein Anleger mit dem Erwerb einer Anleihe einen Kredit an den Herausgeber (Emittent) und tritt somit als Gläubiger auf. Im Gegenzug erhält er eine Schuldverschreibung mit festgelegten Konditionen. Ein Ausgabeaufschlag wird nicht erhoben, dafür aber ein eher geringes Platzierungsentgelt. In der Regel garantiert der Emittent einen vollständigen Kapitalschutz, wenn das Papier über eine bestimmte Laufzeit gehalten wird, lediglich bei Vorabverkauf muss der Gläubiger gegebenenfalls mit Kursverlusten rechnen. Auch der Zinssatz, mit dem der Gläubiger rechnen kann, wird im Vorfeld festgelegt. Hier lohnt es sich demnach ein höheres Volumen an Kapital anzulegen, da die Zinsen heutzutage auch bei Anleihen nicht gerade üppig ausfallen.
Ratingagenturen geben Aufschluss über Bonität der Herausgeber
Ein Risiko von Anleihen ist das Bonitätsrisiko, also die Gefahr, dass der Emittent bei Änderungen der Bonität in Zahlungsverzug gerät oder gar in eine Insolvenz geht. Darum ist es empfehlenswert, sich an den Bewertungen von renommierten Ratingagenturen zu orientieren und sich damit über die Bonität des Herausgebers zu informieren. Dabei mag es ein schwacher Trost sein, dass ein Gläubiger im Gegensatz zu einem Aktionär in einem Insolvenzverfahren vorrangig behandelt wird. Ein weiteres Risiko kann ein außerordentliches Kündigungsrecht sein, das sich Emittenten vorbehalten, für den Fall, dass sich Neuerungen durch Gesetzes- oder Steueränderungen ergeben, die dies erfordern. Dabei kann es zu Wertverlusten kommen.
Fonds sind vor Insolvenz des Emittenten geschützt
Eine Fondsanlage bietet Anlegern die Möglichkeit an professionellen Anlagemärkten zu partizipieren. Dabei kommt dem Fonds die Risikostreuung zugute, denn sie investieren in verschiedene Titel, Branchen und Anlageklassen um ein stabiles Fundament zu bilden und Kursschwankungen auszugleichen. Das gesamte Kapital, das die Anleger eines Fonds investieren bildet ein Sondervermögen. Das bedeutet, dass auch im Falle einer Insolvenz des Emittenten das Fondsvermögen geschützt ist und nicht zum Ausgleich der Verschuldung des Emittenten genutzt werden darf. Somit kann ein Fonds zwar Wertminderungen erleiden, wenn etwa die Kurse einbrechen, dass die Anleger jedoch einen Totalverlust erleiden ist äußerst unwahrscheinlich. Damit sich etwaige Kursverluste wieder ausgleichen und darüber hinaus die gewünschten Renditen erzielt werden können, werden Fondsanlagen vorwiegend für einen langfristigen Anlagehorizont empfohlen.
Renditechancen und attraktive Altersvorsorge
Zudem sind die Renditechancen je nach Risikoklasse nach oben hin offen. Anders als der Zins bei Anleihen ist die Rendite bei Fonds nicht begrenzt. Allerdings wird für den Kauf von Fondsanteilen in den meisten Fällen ein Ausgabeaufschlag berechnet für die Vertriebs- und Verwaltungskosten. Risikoarme Fondsanlagen erwirtschaften gemäßigte Renditen und darum kann es längere Zeit dauern, bis die Anschaffungskosten ausgeglichen sind. Renditestarke Fonds hingegen erreichen dies nicht selten bereits nach einigen Monaten. Insgesamt sind Anleihen und Fonds vor allem wegen der Zinsgarantien und der hohen Renditechancen und trotz der grundsätzlichen Risiken eine attraktive Alternative zum niedrig verzinsten Sparkonto. Wichtig ist dabei, nicht das gesamte Kapital allein in diese Anlageformen zu investieren, da sie sich erst dann so richtig lohnen, wenn sie langfristig erfolgen. Zur Altersvorsorge etwa, eignen sie sich ganz hervorragend.
Bildquellen: „Vorsorge“ Unsplash – pixabay.com / „Sondervermögen“ geralt – pixabay.com